Der September brachte weiterhin in den ersten beiden Wochen Trockenheit und für diesen Monat ungewöhnliche Wärme, doch dann zeigte er sich grau, und endlich setzte nach der extremen Dürre der ersehnte Regen ein. In 14 Tagen brachte der September mehr Regen, als die gesamten Sommermonate davor.

Und was macht mein Garten im September? Nun, wir haben eine phänomenale Weinernte dieses Jahr. Unsere alten tief wurzelnden Rebstöcke können auch längere Trockenzeiten ab und in diesem Jahr sind Schäden durch Insekten, Sturm, Hagel oder Frost ausgeblieben. Was eine Ausbeute! So reichlich, wie nie zuvor und so konnten wir Nachbarn, Freunden und -wie jedes Jahr – dem Seniorenheim in Oberwesel mit den herrlich schmeckenden Trauben eine Freude machen.

Zu unserem Haus gehört ein Brunnen, der uns erlaubte, den Garten trotz Wassernotstand zu wässern und so können wir uns an üppigem Blütenflor von Astern, Herbstanemonen, Passionsblume, der zweiten Blüte von Rittersporn, Phlox, Lavendel, Rosen und leuchtenden Früchten im Apfelbaum erfreuen.

So, aber jetzt zu meinem Ausflugstipp des Monats: Regenzeit ist für mich Museumszeit!
Die Entscheidung fiel auf das Hunsrück-Museum, das sich im Neuen Schloss zu Simmern
befindet.

Ich liebe die Werke der Expressionisten, mein Favorit: Vincent van Gogh, der 1853 geboren wurde und 1890 starb. Als ich in der Zeitung las, dass es im Hunsrück-Museum eine ständige Ausstellung des Malers Friedrich Karl Ströher gibt, informierte ich mich im Internet und fand einige Bilder, die mich stark in Farbgebung und Stil an die Werke meines Lieblingskünstlers erinnerten. Ströher 1876 im Hunsrück geboren, ging 1899 nach Paris und studierte dort Kunst.

Er kam aus einer Bauernfamilie und schaffte es aus der bäuerlichen Heimat in die Welt internationaler Kunst. Er war ein Weltenbummler und konnte sich, wie van Gogh, dem Licht der südlichen Sonne nicht entziehen und schaffte es ebenso, es auf die Leinwand zu bannen und auch in seinen Portrait-Malereien fand ich hinsichtlich der Einfühlsamkeit und Thematik den Einfluss von van Gogh. Auch Ströher ist mit 49 Jahren viel zu früh gestorben.

Die Präsentation erfüllte meine Erwartungen. Großartig stellt man dort die Werke des bekanntesten Malers aus dem Hunsrück aus. Eine Wechselausstellung, so dass nahezu das gesamte Lebenswerk von Ströher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Was für ein Künstler, der mich, trotz seiner eigenen Handschrift, nicht nur an Werke von van Gogh, sondern auch Signac, Manet, Gaugin, Kandinsky und sogar Dürer denken ließ..

Aber auch eine Überraschung hielt das Hunsrück-Museum für mich bereit. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es auch ein Heimatmuseum ist, das Objekte zur Natur- und Kulturgeschichte der Region zeigt. Um nur 2 Beispiele von dem vielen Interessanten und Lehrreichen zu nennen: In einer besonderen Abteilung im Obergeschoss wird an das Leben des berühmt berüchtigten Schinderhannes erinnert, und bis Ende dieses Jahres läuft eine Ausstellung zur medizinischen Versorgung der Hunsrücker Bevölkerung zwischen 1800 und 1970.

Wie so oft an dieser Stelle, muss wieder einmal sagen, dass sich ein Besuch lohnt. Wie sagte einst Pablo Picasso:

KUNST WÄSCHT DEN STAUB DES ALLTAGS VON DER SEELE

In diesem Sinne
grüßt die R(h)eingeschmeckte
im Regen bringenden September 2022