Ruine Fürstenberg

Habe ich meinen Februar-Beitrag mit einem schwärmerischen Satz über den geschenkten Minifrühling am Monatsende zur eigentlich noch kalten Jahreszeit begonnen, komme ich nicht umhin, Ihnen als Erstes zu erzählen, dass sich der Monat März noch gradmäßig steigerte und sich wie Sommer anfühlte: Mit bis zu 25 Grad überraschte uns Petrus, und lässt uns somit schon so früh im Jahr die Natur in all seiner Farbenpracht genießen: Wie zauberhaft die strahlendgelben Punkte des Löwenzahns in den Weinbergen, in riesigen tiefblauen Flecken breiten sich Traubenhyazinthen auf den Wiesen aus.


In strahlendweißem und rosafarbenem Kontrast recken sich Bäume derzeit in den azurblauen Himmel und die Forsythien knallen ihr Gelb in die Augen.
Ich kann mich nicht satt sehen an dem bunten Kleid der Natur, und es zieht mich jeden Tag hinaus zu ausgedehnten Spaziergängen. Möglichkeiten dazu gibt es in Oberdiebach mit seinen zauberhaften Wanderwegen, meist gesäumt von alten Bruchsteinmäuerchen, genug. Meine favorisierte Strecke führt mich durch die Weinberge hoch zur Ruine Fürstenberg.


Am Wegesrand begegnet mir bei genauerem Hinsehen eine weitere Fülle von heimischen Pflanzen: Das bescheidene Veilchen, versteckt im Gras, in zartem Himmelblau feingliedriges Vergissmeinnicht, die gefleckte Taubnessel, mit purpurnen Blüten, ganz entzückend die leuchtendweiße Sternmiere, die Licht und Wärme liebende Duftende Schlüsselblume, die rote Lichtnelke, die nur tagsüber ihre Blüte öffnet, und auch die Walderdbeeren locken schon mit weißen Blütchen die Insekten zur Bestäubung an. Nun, Sie lesen, welch Überdosis an Natur es auf dem Weg zur Ruine zu entdecken gibt.


Oben angekommen, an einem Platz wilder Schönheit und Stille, erzählt das alte von Flechten und Efeu bewachsene Gemäuer von seiner Vergangenheit und raunt: „Hier war man mal wer“. Was und wer finden Sie unter anderem auf Wikipedia, denn Geschichts- und Architekturausführungen würden hier den Rahmen sprengen.
Nur soviel: Besonders an der Ruine ist, dass sie im Gegensatz zu anderen Burgen im Oberen Mittelrheintal nicht wieder aufgebaut wurde und deshalb hier noch originales mittelalterliches Mauerwerk mit Putz- und Farbresten erhalten ist.


Die mittelalterliche Burgruine (seit 1993 im Besitz des Rheindiebachers "Gernot Stelter") ist ein Etappenziel auf dem Rheinburgenweg, der von Rolandseck bis nach Bingen führt, und wer diesen mit seinen in 13 Etappen aufgeteilten 196 Kilometern erwandert, bekommt mehr als 20 Burgen und Schlösser zu sehen. Die 12. Etappe führt von Bacharach über die Ruine Fürstenberg, Niederheimbach, die Burg Sooneck nach Trechtingshausen.


Viele Wandersleut scheinen sich diese Etappe als Ziel zu setzen, denn sie ziehen – und ich übertreibe nicht – an Gutwettertagen in Scharen an unserem Fachwerkhaus vorbei, geradezu hinauf zur Ruine Fürstenberg. So war ich dann sehr überrascht, als ich das erste Mal die im Jahre 1219 errichtete Burg aufsuchte und feststellen musste, dass sie sehr mühsam und nicht ungefährlich zu begehen ist, sie zwar einen atemberaubenden Blick von der Aussichtsterrasse aus bis nach Bacharach, Lorch und Burgruine Nollig gewährt, aber nicht wirklich einladend ist.


Nein, es muss auf so einer Burg nicht gepflegt sein, wie auf der Landesgartenschau, hat efeuberanktes, moosbedecktes und überwuchertes Gemäuer seinen Charme und Unberührtheit ihren eigenen Zauber, die Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere bietet, aber Stolpergefahr für den Besucher darf nicht bestehen.

Tja, und umso erfreuter war ich, als ich jetzt, 1 Jahr später, im Wochenblättchen lese, dass sich eine Interessengemeinschaft zur touristischen Inwertsetzung der Ruine Fürstenberg gegründet hat. Besucher und Wanderer sollen sich zukünftig an einer zugänglichen Burg erfreuen.


Da ist eine Menge Arbeit angesagt für die Initiatoren, die „Perle vom Diebachtal“ wieder erblühen zu lassen. Sie würden sich über Mithilfe freuen habe ich gelesen, und wer Interesse hat, kann sich an Herrn Stelter (06743-2448) oder Herrn Maurer (06743-2355) wenden. Ganz spontan haben schon ehrenamtliche Helfer vorbildlichen Einsatz gezeigt: Ziegen haben den Innenbereich der Burg bereits von Gestrüpp und Wildwuchs Größtenteils befreit!


Zwar nicht ganz uneigennützig, aber von Herzen, wünsche ich den „Fürstenbergern“ dass ihr Vorhaben gelingen möge!


Es grüßt eine naturberauschte R(h)eingeschmeckte
im fast sommerlichen März 2017




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