Märchenweg, Niederheimbach

Da bin ich wieder…etwas spät, aber Sie können sich den Grund sicherlich denken: Gartenarbeit, denn unser kleines Paradies musste winterfest gemacht und den Pflanzen Pullöverchen aus Mulch übergezogen werden, damit sie warm durch die frostigen Tage kommen. Tja, und es ging früh los, so manch Herbsttag kam schon recht winterlich daher.


Wir haben eine gaaaaaaaaaaanz reizende Familie aus dem Nachbarort Niederheimbach kennengelernt. Zu meiner Freude sind die beiden Buben Mats und Ben begeistert von unserer russischen Hundedame Laima, und so verabredeten wir uns zu einem gemeinsamen Gassigehen. Tja, und das war nicht nur ein Spaziergang durch die herbstliche Natur, was schon schön genug gewesen wäre, nein, Nadine, die Mama der Jungens, lenkte den Weg durch den Märchenweg. Wow!!! Also ich muss schon sagen, die Gegend am Rhein ist echt wie eine Wundertüte..erneut eröffnete sich mir, so nah an unserem Daheim, etwas Wunderbares, ja Zauberhaftes oder treffender: Etwas Märchenhaftes!!


In Niederheimbach gab es seit 1931 eine Attraktion, die Touristen in Scharen und Bussen anzog: Den Märchenhain, den ein Herr Heilmann erbaute. Figuren aus den Märchen der Gebrüder Grimm, die passenden Märchenhäuser dazu, ein Lokal mit Terrasse, Tanzfläche und Blick auf den Rhein, ein Denkmal der Gebrüder Grimm kam ein Jahr später hinzu. Natürlich krachten die Besucherzahlen zu Zeiten des 2. Weltkriegs ein, aber dann, in der Nachkriegszeit, ging es wieder bergauf, so dass man 1953 den 500.000sten Besucher zählen konnte. Gäste kamen nicht nur aus deutschen Landen sondern aus Japan, Australien, Afrika und Amerika, so dass man 1957 die Anlage um einen Saalanbau erweiterte und damit bis zu 3.000 (!) Gäste bewirten konnte. Weitere Märchenfiguren wurden angeschafft und Ernst Heilmann, der 1969 im gesegneten Alter von 92 Jahren starb, wurde Ehrenbürger des Städtchens.


Tja, es war einmal…..der Erfolg, die Touristenströme…die Besucherzahlen stagnierten, die Instandhaltungskosten waren immens, und so sah sich Heilmanns Sohn Gerhard 1980 zum Verkauf gezwungen. Ein Pächter nach dem anderen versuchte, an den einstigen Erfolg anzuknüpfen, aber es gelang keinem von ihnen, und nachdem der letzte Pächter Mitte der 90er Jahre von der Bildfläche verschwand, verrottete der Märchenpark endgültig, Figuren wurden beschädigt und Gegenstände, darunter auch der Froschkönig, gestohlen.


Den Niederheimbacher Bürgern ist es zu verdanken, dass man heute wenigstens noch die zauberhaften Märchenfiguren bewundern kann. Nach Absprache mit dem Besitzer des Märchenhains, retteten sie diese vor dem völligen Verfall. Die „Initiatorengruppe Kuhweg“ allein restaurierte sie in der Zeit von 1998 bis 2002 in unglaublichen 1500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden, um sie dann ganz malerisch im Kuhweg und auf dem Grundstück der Burggärtnerei zu positionieren. Chapeau!!


Einst führten 132 Stufen von der Bundesstraße hoch zu einem 10.000 qm Areal des Märchenhains, jetzt ist der Märchenweg/Kuhweg leicht zu erreichen. Einfach den Schildern „Burggärtnerei“ folgen und dann können Sie einen romantischen Spaziergang in die Märchenwelt machen, der für manch einen von Ihnen, so wie für mich, ein Ausflug in die Vergangenheit sein wird. Ernst Heilmann hat zahlreiche Figuren aus Stein geschaffen, Modell dafür, so verrät das Internet, standen ihm Kinder aus Niederheimbach. Ja, da stehen sie nun so idyllisch, so passend an der Heimburg, die das märchenhafte Ambiente unterstreicht: Rotkäppchen und der Wolf, der Däumling, Dornröschen, der Froschkönig, der Wolf und die 7 Geißlein, und viele mehr…Sie haben
einen großartigen Platz gefunden, aber schauen Sie selbst!


Zu den Gebrüder Grimm und ihren Märchen, möchte ich nicht so viel schreiben. Klaro, habe ich das Märchenbuch als Kind in den 60er Jahren geschenkt bekommen. Erheitert, aufgebaut, belehrt, hat es mich nicht… es hatte für mich Gewalt- und Schauergeschichten zum Inhalt, die mich nicht einschlafen ließen und für Albträume sorgten, obwohl sie - entgegen der Urfassungen - schon „entschärft“ waren. Nun, sie waren ja auch einst für Erwachsene aufgeschrieben worden, und um die Gebrüder Grimm zu verteidigen: Die Geschichten sind nicht ihrer Phantasie entsprungen, sondern die beiden haben sie sich erzählen lassen….von wem? Keine Ahnung und auch die Gelehrten sind sich nicht sicher.


Na, Fakt ist, dass, obwohl ich die Grimmschen Märchensammlung nicht mag und hingegen all die von Hans Christian Andersen, wie z.B. „Die Schneekönigin“ oder „Das hässliche Entlein“ geliebt habe, mich die Figuren am Märchenweg trotz alledem faszinieren.


Beachtenswert ist ohne Frage, dass ein jeder sie und die Erzählungen kennt, Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel und wie sie alle heißen und das, obwohl sie über 200 Jahre alt sind. Für mich echt unverständlich, dass die Grimmschen Sammlungen in 160 Sprachen übersetzt wurden und auch in der heutigen Zeit nichts von ihrer Faszination verloren haben.
Ach, ich muss es ja auch nicht verstehen, sondern mich einfach darüber freuen, dass ich so einen märchenhaften Spazierweg gleich um die Ecke habe.


Ich denke und hoffe, meine Fotos werden ein Anreiz für sie sein, sich alsbald auf den Weg nach Niederheimbach zu machen. Stellen Sie sich diesen Märchenweg einmal schneebedeckt vor… WOW!!!, oder?
Ich hab noch für den Schluss dieses Beitrags ein Zitat gesucht und gefunden:
„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“

Einen guten Start in eine märchenhafte Adventszeit
wünscht Ihnen
die R(h)eingeschmeckte in einem grautrüben November 2019




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