Der Mai ist gekommen und mit ihm die Hauptsaison für Schmetterlinge, welche die Vorsaison im März ablöst. Viele Arten schlüpfen in diesem Wonnemonat aus ihrem Puppenkleid und machen neben der in der Natur explodierenden Blütenpracht mit ihren kostbaren Farben, wie aus einer Märchenwelt kommend, unser Leben bunter.

Ich habe seit Kindertagen nie damit aufgehört, intensiv die Natur zu betrachten und so übersehe ich auch sie nicht, diese zarten Wesen. Mich erfreut es ungemein, sie zu beobachten mit ihrem weichen spielenden Flügelschlag. Unseren Garten habe ich zu einer perfekten Wohlfühloase gestaltet, indem ich allerlei Leckereien für sie gepflanzt habe: Ganz vorne weg auf der Anlockliste der pflegeleichte robuste und dennoch in seinen herrlichen Farben zauberhafte Sommerflieder. In Scharen lockt dieser die Falter an und so nennt man ihn auch Schmetterlingsbaum.

Leider habe ich keine Wildblumenwiese, die das Paradies für Falter wäre, denn sie ernähren sich hauptsächlich von Nektar. Mit einem langen Rüssel können sie diese zuckerhaltige Flüssigkeit aus den Blütenkelchen saugen. Platz 2 auf der Liste nimmt der Lavendel ein, der zuhauf in meinem Zaubergarten wuchert und seinen Duft verströmt. Geschmack ist den Schmetterlingen sehr wichtig, und drum sind Kräuter, wie Thymian, Oregano, Kresse, Majoran, Dill und Fenchel weitere Leibspeisen, die ich ihnen in meiner Kräuterecke serviere.

Ich muss schon sagen, Geschmack haben die Falter und drum laben sie sich an meinen Malven, Blaukissen, Margeriten, Bartblumen, Rosen und Herbstastern, um nur einige aufzuzählen.
Ach, eines darf in einem perfekten Schmetterlingsdaheim auf gar keinen Fall fehlen: Eine Wasserstelle! Bei mir sind es mit Steinen gefüllte Vogeltränken, so helfe ich den fragilen Lebewesen mit den samtenen Flügeln, sollten sie mal ins Nass fallen, schnell wieder unbeschadet herauszukriechen. Sie sind wahre Insektentreffpunkte, und demnächst werde ich mal eine Schale mit Murmeln oder glitzernden Glaskugeln als Tränke aufstellen.

Warm und trocken lieben es die Schmetterlinge, und dieses Jahr scheint bislang perfekt für sie. Der Monat war wieder einmal viel zu trocken, und das durchschnittliche Regensoll wurde erneut nicht erfüllt. Auch die Wärme fehlte nicht: Ab 15.5. kam der Sommer im Frühling und bescherte uns bis zum Monatsende Tage mit Temperaturen um und über 25 Grad und das, obwohl 4 Tage zuvor, pünktlich zum Eisheiligen Mamertus, Väterchen Frost in der Nacht übers Land stiefelte und nicht nur in dieser einen Nacht. Bei mir hat er nur an den Hortensien Schaden angerichtet und ansonsten alle anderen Pflanzen verschont.

Zurück zu den Faltern: Wussten Sie, das Bingen mit bis zu 50-60 Tagfalterarten zu den üppigen Schmetterlingsrevieren Deutschlands zählt? Ich hätte das nicht gedacht, bis ich es in der „Allgemeinen Zeitung“ vom 24.7.2018 gelesen habe. Ich hoffe inständig, dass seit dieser Zeit nicht noch mehr Arten vom Aussterben bedroht sind oder gar für immer verschwunden bleiben. Gründe dafür sind Klimawandel, Düngung, Umweltgifte, Verlust ihrer Lebensräume und Monokulturen in Land- und Fortwirtschaft. Bitte, wenn Sie den Schmetterlingen helfen wollen, so lassen Sie die Giftspritze in Ihrem Garten unangetastet und dann werden sie Sie besuchen in Ihrem Gartenparadies: Aurorafalter, Schwalbenschwanz, Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, Segelfalter und der zauberhafte Schmetterling, dem ich das nachfolgende Farbelfchen schrieb:

ZITRONENFALTER

Blitzgelbes
flammendes Luftelfchen
verzaubert einen Augenblick
entflattert lautlos tanzend himmelwärts
Seifenblasenwesen

Dieser gelbe Falter ist als einziger in der Lage, nahezu ungeschützt zu überwintern, etwa in Baumspalten oder Grasbüscheln. Die Fähigkeit verdankt er einem selbstproduzierten Frostschutzmittel in seinem Blut. So übersteht er Temperaturen bis zu -20 Grad. Zitronenfalter sind mitunter die ersten Schmetterlinge, sie fliegen teilweise schon im März.
(Quelle „AZ“ 25.1.2020):

So, es gäbe eigentlich noch viel zu erzählen, vom Schmetterlingsdasein: Arten, Futter, Entstehung von der Raupe bis zum Falter, aber ich belasse es bei den Tipps von der Expertin Elke Schwarzer aus ihrem Buch „Mein Schmetterlingsgarten“ (Ulmer-Verlag Stuttgart, 16,95 Euro) für Ihr eigenes Falterparadies und dann können Sie es, wie ich Jahr für Jahr beobachten und über dieses Wunder staunen und sich erfreuen:

NEKTARPFLANZEN für Schmetterlinge anbieten, rüsselgerecht sind langröhrige Blüten der Korb- und Lippenblütler.

RAUPENFUTTERPFLANZEN, wie Faulbaum, Liguster, Brennnessel und Fenchel anpflanzen
SCHLAFPLÄTZE schaffen, wie Efeuhecken, Holzstapel und Reisighaufen
WARME, WINDGESCHÜTZTE ORTE schaffen durch Trockenmauern
Stauden- und Strauchrückschnitt erst im Frühjahr machen, um allen Entwicklungsstadien ÜBERWINTERUNGSMÖGLICHKEITEN zu geben
PFLANZENSCHUTZMITTEL meiden

Ach, es wäre so großartig, wenn auch Sie in Ihrem Garten, auf Ihrem Balkon oder Ihrer Terrasse gegen den drastischen Rückgang der Schmetterlingspopulationen angehen würden. Jede noch so kleine Blühfläche kann einen großen Beitrag leisten, und es soll Ihr Schaden nicht sein, denn meines Erachtens ist nur eine Welt, in der sich der Falter wohlfühlen kann, auch für den Menschen lebens- und liebenswert.

In diesem Sinne grüßt die R(h)eingeschmeckte
im sommerlichen Mai 2020