Es gibt Zeiten, die viel einfordern, nehmen, ja, sogar rauben, in denen der Alltag jede Kraft kostet. Tja, und dann kommt man an den Punkt, da steht man neben sich, kann sich kaum aushalten und will sich so auch niemandem zumuten. Dort angekommen, wo ich mich selbst auf meinen Schultern mühsam durch die Tage schleppte, hatte ich nur noch den einen Wunsch, den, der Welt den Rücken zuzukehren. Einfach weg, einfach gehen, nicht schreiben, nicht reden…
Wie sagt eine indianische Weisheit: „Man muss von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben.“
Weit weg, sollte der Ort der Ruhe und Gelassenheit aber nicht sein, denn für eine Reise fehlte mir Kraft und Mut. Wie gut, dass es Menschen in meinem Umfeld gibt, die mich nicht nur leidend wissen, sondern helfen möchten. Eine davon ist die Mitarbeiterin unseres Hausarztes, Frau Krämer, die mir den Tipp gab, dort Urlaub zu machen, wo sie mit ihren 8 Geschwistern aufgewachsen ist, auf dem „Lindenhof“, geführt von der Familie Oldach in Bacharach-Henschhausen. (Danke, für den Tipp, Frau Krämer!)
Nun, mir war ja schon immer klar, dass wir in einem Landstrich leben, wo andere Menschen Urlaub machen, aber was mich nur einen Katzensprung entfernt, auf diesem Bauernhof erwartete, überraschte mich doch.
Ein kleines Paradies tat sich auf, denn der Ferienhof Oldach liegt hoch oben in Henschhausen, inmitten von grünen Wiesen, mit einer umwerfenden Aussicht auf das Rheintal und für mich ungeheuer wichtig: Durch die Abgeschiedenheit gibt es keinen Autolärm!
Von dort oben gesehen, wirkt die Überdosis Natur überwältigend, abseits von der Hektik des Alltags, spazieren im Grünen, ohne jemandem zu begegnen. Genau die Einsamkeit, die ich mir gewünscht habe. Ist die Nebensaison im Februar doch ideal für Ruhesuchende.
Nun, wir waren die einzigen Gäste in den 3 Gästehäusern mit ihren hübsch eingerichteten und voll ausgestatteten Ferienwohnungen. Unsere alte russische Hundedame durfte mit uns urlauben und hat die ausgiebigen erholsamen Spaziergänge durch die herrliche Landschaft sichtlich genossen.
Das Wetter spielte mit, denn wie in den letzten beiden Jahren war der Februar wieder alles, nur kein Wintermonat. Wir hatten eine trockene sonnige Woche, und als diese fürchterlichen Stürme übers Land fegten, waren wir schon wieder daheim. Ich denke da an meinen Februar-Beitrag vom letzten Jahr, als ich den Monat eine Wetter-Wundertüte nannte, nun gestaltete er sich auch dieses Jahr wieder mit allen Facetten von zauberhaft bis nicht auszuhalten.
Der „Lindenhof“ ist keine Alibi-Landwirtschaft, sondern es ist ein voll bewirtschafteter Hof. Kühe sind massig da und empfingen mich im Stall mit ihrem warmen Dunst. Zig wunderschön anzusehende Pferde grasen auf der Weide, Hühner und Enten besiedeln den Hof. Tja, und beim Tiere beobachten und streicheln, kam mir wieder einmal in den Sinn, dass ich mir einen Lebenstraum nicht erfüllt habe, und zwar den, auf dem Land zu leben. Ich meine nicht, so wie jetzt hier in Oberdiebach, sondern so richtig, mit Scheune, Acker, Ställen, Kühen, Pferden, Hühnern, einem Schwein und nem riesigen Bauerngarten.
Kicher, lach: Mein Mädchenname Bauer passt. Erfahrungen genug habe ich gemacht, verbrachte ich doch meine gesamten Ferien in der Kindheit und Jugend - damals ohne TV, Computer, Handy etc. – auf einem Bauernhof in Waidhaus in der Oberpfalz, dem Geburtsort meines Vaters, dort wo meine Großmutter lebte und beim Bauern Zwick meine Großtante Anna als Magd schuftete… na, und ich machte dann mit beim Eier einsammeln, beim Füttern der Schweine und Kühe, lernte das Melken und wie man die Butter im Fass stampfend herstellte.
Arg anstrengend war das Heu machen in manch glutheißem Ferienmonat, aber das Einholen eine Belohnung für die schweißtreibende Arbeit: Wie glücklich und stolz saß ich hoch oben auf dem voll beladenen Leiterwagen, der, gezogen von 2 Kühen vom Feld durchs Dorf zockelte. Ach, ja… erinnere ich mich heut zurück, ist es eine Zeitreise in eine bunte schöne Bilderbuchkindheit in der Natur, obwohl es mich damals nervte, dass für meine Eltern nur der Heimatort meines Vaters als Ferienziel infrage kam.
Ups! Heut hab ich mal wieder ne Menge von mir preisgegeben… dabei wollte ich Ihnen doch „nur“ den „Lindenhof“ vorstellen. Also zurück zum Thema, indem ich was von der Ausstattung berichte:
- Die 3 Ferienhäuser sind für 4-6 Personen ausgelegt
- Jedes Haus verfügt über eine Terrasse, gemeinschaftlich genutzt werden können
- Grillplatz, Sauna, Kinderspielplatz, Tischtennisplatte, ein kleiner Pool
- Zum Hof gehören eine Reithalle und ein Reitplatz. Angeboten werden Reitunterricht,
therapeutisches Reiten und Kutschfahrten
Na, und Ausflugsziele gibt’s von Henschhausen genug. Langeweile wird nicht aufkommen.
Sie finden eine toll gestaltete Webseite im Internet, die weitere Infos gibt. Aber mit dem Buchen müssen Sie sich sputen, denn ein solch tolles Feriendomizil ist schnell ausgebucht.
Werbung braucht die Familie Oldach wahrhaftig nicht.
So, das war es mal wieder von hier. Der Schneeglöckchenmonat ist um, inzwischen leuchten endlich nach langem Wintergrau spritzig verteilt die Krokusse in goldgelb und tieflila. Gute Laune erwecken sie dieses Jahr trotzdem nicht bei mir und auch die Zeit auf dem „Lindenhof“ hat angesichts des Weltgeschehens nicht wirklich geholfen, mich aus meinem Tief zu ziehen, schaue ich doch erschüttert, traurig und voller Mitgefühl in die Ukraine und angstvoll in die Zukunft.
Möge der März den erhofften Frieden bringen!
Es grüßt die R(h)eingeschmeckte im Kriegsmonat Februar 2022