Wie sagt man: Besser spät als nie, ja, dass ein Beitrag überhaupt noch zustande kommt, da bin ich schon froh. Was ein Monat.. Mein Mann wurde operiert, und die Sorge um einen geliebten Menschen lässt alles zur Nebensache werden. Nun hat er alles gut überstanden und ist auf dem Weg, alsbald wieder ganz der Alte zu werden. Tja, wo so schnell ein Thema hernehmen. Da fällt mir ein, dass ich im Frühling den Petersackerhof in unserem Ortsteil Rheindiebach aufgesucht habe und ich denke, auch wenn die Fotos von der Vegetation nicht aktuell sind, dies doch ein schöner Tipp für einen reizvollen Spaziergang ist.
Der Petersackerhof ist ein ehemaliger Klosterhof und liegt in der Nähe der gleichnamigen Schule am Hang über dem Rhein. Seine Geschichte lässt sich im Internet viele Jahrhunderte zurückverfolgen. Namentlich erwähnt wird er erstmals 1138 mit der Nennung des „Hugo canonicus sancti Petri“, 1211 heißt der Hof „Senthis Petirs Ackire“, und bereits 1669 kommt er dem heutigen Namen mit „Petersacker“ recht nah.
Peter ist der Kölner Bistumsheilige und ursprünglich befand sich der Hof im Besitz der Erzbistums Köln. Er war ein Wirtschaftshof des Zisterzienserklosters Abtei Altenberg.
Viel zu finden im weltweiten Netz über dieses doch so uralte geschichtsträchtige Gemäuer gibt es seltsamerweise nicht, und so halt ich hier jetzt mal das ein und andere zu Ihrer und meiner Info fest, was ich unter „Reinburgenweg“ und „Regionalgeschichte“ gefunden habe, wie z.B., dass das Anwesen ab 1496 verpachtet wurde, aber die Verwaltung des gesamten Besitzes um Heimbach in den Händen eines Klosterbruders lag, der in Petersacker seinen Sitz hatte. Ihm oblag die Verwaltung von Weinbergen und Äckern in Niederheimbach und Oberdiebach.
Noch im Jahr 1806 trugen die Weinberge 86.850 Weinstöcke, und zu lesen ist, dass die zugunsten des französischen Fiskus verkauft wurden. Ich hab keine Ahnung warum und wieso..bin ein kleines Licht, was Geschichte angeht und noch mehr Fragezeichen im Kopf habe ich, wenn ich weiter im Netz stöbere und lese, dass die Franzosen 1806 den 23.000 Weinstöcke umfassenden Hof für 4.026 Francs an 3 Käufer verkauft und 1809 dann auch Haus, Scheune, Stall, Kapelle, Acker, 1,14 ha Weingut und Baumgarten, 1939 aber das alte Klostergut im Besitz der Schifffahrtsgesellschaft Fendel in Mannheim war.
Also ich sage nur, was ein hin und her…was ich alles gar nicht behalten kann und wieder nachlesen müsste, um jetzt aufzuschreiben, aber das können Sie ja selbst, wenn ich mit meiner Seite Ihr Interesse geweckt habe. Jedenfalls ist der Hof heute in Privatbesitz, wird zu Wohnzwecken genutzt. Bei meinem Besuch dachte ich nur, wie gesegnet und dankbar ich sein würde, wenn ich dieses Anwesen mit frühgotischer Hofkapelle (13. Jahrhundert), dem spätklassizistischen Wohnhaus (1840); der gotisierenden Wegekapelle (1895), einer ehemaligen Stallscheune, dem Brunnenhaus (1914) und einem Fachwerkhaus (1826) mit einer Fachwerkscheune mein Zuhause nennen dürfte.
Ich habe den Bewohner kennenlernen dürfen… Klar, ist er stolz und fühlt sich wohl dort, aber die Kehrseite der Medaille ist die viele Arbeit am Haus, im riesigen Garten, am ganzen Anwesen. So viele Fragen hätte ich ihm gern gestellt…aber er hatte gar keine Zeit, wir waren auch nicht verabredet, und erst bei meinen Recherchen las ich im Internet, dass der Hof öffentlich gar nicht zugänglich ist. Pfff, ein Schild habe ich aber nicht gesehen…
Gut, so, denn sonst wäre mir ein solch idyllischer Ort, gefühlt voller Geheimnisse und einer langen Geschichte, verborgen geblieben. Na, ein Picknick können Sie dann wohl dort nicht machen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man Sie vom Hof jagt, wenn Sie sich das Anwesen ansehen möchten und durch den Garten lustwandeln.
Üppige Blütenpracht lässt den Garten des Hofes verwunschen erscheinen. Er wirkte auf mich, trotz der Kapelle, wie ein Rückzugsort von Trollen, Elfen und Feen…so verträumt mit seinen versteckten Ecken und magischen Plätzen, gerade vom Frühling wachgeküsst, summte und brummte es überall.
Tja und jetzt ist der Juli schon wieder vorbei. Die letzten 14 Tage dieses Sommermonats hatten wir Schmuddelwetter bei unter 20 Grad und dennoch war die erste Julihälfte eine der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Und meine monatliche Wetterrekordmeldung ist eine sehr bedrohliche: Der Juli war weltweit der heißeste seit Menschengedenken, also seit zehntausenden von Jahren und er brachte häufigere und stärkere Hitzewellen, Flächenbrände, Überschwemmungen und Unwetter mit. Ja, die Auswirkungen des Klimawandels gehen weiter, und da ich ja spät dran bin mit dem Julibeitrag, wissen wir ja schon, wie es mit der Großwetterlage im August weiterging, aber darüber dann mehr zum Monatsende, wenn wir uns an dieser Stelle wiederlesen.
Kommen Sie gut und unbeschadet durch die Reisezeit
das wünscht die (Rh)eingeschmeckte
im Unwetter-Juli 2023