So, da bin ich wieder, der Juni mit frühsommerlichen Temperaturen, abgelöst durch Gewitter, Sturm, Starkregen und die erste Hitzewelle ist seit 4 Tagen Geschichte, die Sommersaison ist da und das mit Blütenpracht und vielen zurückgewonnenen Freiheiten. Spaziert man durch die Städtchen, sieht man scheinbar unbeschwertes Leben, wie vor der Pandemie: Die Corona-Schutzmaßnahmen sind gelockert, die Inzidenzzahlen niedrig, Restaurantbesuche, Freundes- und Familientreffen, alles wieder möglich, die Masken fallen…
Sie werden sich wundern, aber genau all das ist der Grund, warum ich so spät dran bin mit meinem monatlichen Ausflugstipp, denn ich gehöre zu den Menschen, denen gerade das alles Unbehagen bereitet. Ich meide immer noch soziale Kontakte, ziehe mich weiterhin zurück und bin mit dem Besuch eines gut besetzten Restaurants oder eines überlaufenen Ausflugsziels überfordert. Ich muss mich echt erst wieder an die Normalität da draußen gewöhnen.
So habe ich mal wieder im nahen Umfeld nach einem nicht touristisch überlaufenen Wohlfühlplätzchen gesucht und es gefunden, und zwar direkt am Rhein in Niederheimbach.
Niederheimbach, ein alter Weinort, mit einigen hübschen Fachwerkhäuschen und einer Burg direkt oberhalb des Städtchens, die "Heimburg" oder auch "Burg Hoheneck" genannt, wurde 1294 erbaut, von dem Großindustriellen Hugo Stinnes im Jahr 1920 als Sommersitz im neugotischen Stil umgebaut und befindet sich jetzt im Privatbesitz.
Mit ihren Nachbarburgen, der „Sooneck“ und der „Reichenstein“ macht sie Niederheimbach zu einem lohnenden Ausflugsziel, hinzu kommt der Märchenhain, über den ich hier schon 2019 erzählt habe.
Tja, und Corona sei Dank, ist der Ort seit März dieses Jahres um ein Wohlfühlplätzchen reicher geworden. Aus der Not eine Tugend machen, heißt es, wenn man eine missliche Situation zu seinem Vorteil nutzt, und das versuchen die Eheleute Dott.
Die ehemaligen Betreiber vom „Rosenhof“ und der Gaststätte „Weißes Ross“ in Trechtingshausen mussten der bitteren Realität ins Auge sehen, dass zu Coronazeiten keine 2 Gaststätten einschließlich Hotelzimmer gewinnbringend zu betreiben sind. Ich ziehe den Hut vor Menschen, die, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, aus Steinen, die ihnen in den Weg gelegt werden, was neues bauen, sich umorientieren, nach Möglichkeiten suchen, ihre jahrelangen Erfahrungen und Kenntnisse zu nutzen, und mutig neue Wege gehen.
Tja, und was die beiden da aus dem ehemaligen Kiosk am Schiffsanlieger der Bingen-Rüdesheimer gemacht haben, sieht sehr einladend und vielversprechend aus: Schon der Weg (Hunsrückradweg) dorthin ist gepflegt, mit Blumen bepflanzt, Strandkörbe und Bänke locken, eine entspannende Rheinzeit zu verbringen, genügend Fahrradständer, um Chaos zu vermeiden. Dann der Biergarten direkt am Wasser gelegen mit unverbautem Blick nach Trechtingshausen und Lorch. Mano, wie lange sehnte ich mich schon nach einer solchen Außengastronomie direkt am Rhein.
Klar, an der Binger Rheinpromenade, der Flaniermeile, da gibt es das „Zollamt“, „Papa Rhein“, die „Vinothek“, den „Paulaner Biergarten“ und meist Jubel, Trubel, Heiterkeit, aber ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass darüber hinaus eine solch ruhig gelegene gastliche Stätte, wie die Niederheimbacher Rheinterrassen auf der gesamten Strecke von Bingen bis Koblenz eine Ausnahme ist, mit so einer Wassernähe zum Rhein und dann noch nur Grün und Natur drum herum? Na, doch, da ist noch „Joschs Rheinblick“ in Bacharach und der Imbiss in St. Goar…aber sonst? Lassen Sie es mich wissen, wenn ich falsch liege.
Nein, gegessen hab ich noch nicht dort, aber ich höre nur Gutes, ein jeder ist voll des Lobes für die Küche, den Service, das Preis-Leistungs-Verhältnis. Geöffnet ist täglich ab 12 bis in die Abendstunden. Die Mittagsküche bietet kleine heimische Spezialitäten, wie Spundekäs und Wurstsalat, abends hat man Schnitzelgerichte im Angebot und Sonntags gibt’s noch ein/zwei Extragerichte. Im Innen- und Außenbereich ist Platz für 80 Gäste. Die Rufnummer für Reservierungen, Vorbestellungen und sonstige Fragen: 0160/952 28 960.
So, ich möchte nicht schließen, ohne den Eheleuten Dott, von Herzen gutes Gelingen, viel Erfolg und alles Liebe und Gute zu wünschen. Möge ihr Mut belohnt werden, das Wetter mitspielen und soziales Leben wieder möglich bleiben.
Lassen Sie uns weiterhin vorsichtig bleiben!
Ihre R(h)eingeschmeckte
im Hitze- und Unwettermonat Juni 2021